https://www.pnn.de/potsdam/75-jahrestag-der-nacht-von-potsdam-es-war-wie-ein-untergang-der-welt/25737018.html
“Ich traue dem Frieden nicht” – das Tagebuch von Werner v Kieckebusch, das minutiös die Zeit von den letzten Kämpfen um Potsdam im April 1945 bis Weihnachten 1946 umfasst, erscheint wegen der Covid-Krise zunächst nur als e-Buch. Aber schon finden seine Erinnerungen ihren Widerhall in der Presse. Die “Welt” bettet seine Würdigung in ihren historischen Bericht über die letzten Kriegswochen 1945 ein und schreibt:
Die Folgen dieses Luftangriffes vom 14. April 1945 gegen 17 Uhr und die anschließenden Kämpfe um Potsdam zwischen verzweifelten deutschen Verteidigern und den weit überlegenen Truppen der sowjetischen 1. Ukrainischen Front schilderte der Potsdamer Werner von Kieckebusch in seinen Tagebüchern, die jetzt als Buch erschienen sind. Der Band zeigt, welche Entdeckungen auch ein Dreivierteljahrhundert später noch zu machen sind.
Kieckebusch, geboren 1887, war Historiker und Ahnenforscher. Er lebte seit 1933 in Potsdam in der Jägerallee 40. Noch mit 77 Jahren siedelte er 1964 nach West-Berlin über, wo er seine letzten Lebensjahre bis zu seinem Tode 1975 verbrachte. Der Herausgeber Jörg Bremer ist Journalist und mit einer Urenkelin von Werner von Kieckebusch verheiratet. Kieckebusch:
“Als ich heute Nachmittag zur verbombten Hauptpost ging, pfiffen zwei Granaten derartig über mich hinweg, dass ich noch vorher auf dem Wilhelmplatz kehrtmachte“, schrieb er in sein Tagebuch: „Russische Panzer stehen an der gesprengten Eisenbahnüberführung am Bahnhof, auch die Lange Brücke ist gesprengt. Der Turm der Heilig-Geist-Kirche wurde heute Nachmittag von den Russen noch mehr in Klump geschossen.“
Wie andere durch alliierte Bombenangriffe bereits weitgehend zerstörte Städte ging im Frühjahr 1945 auch in Potsdam die Zerstörung weiter – im aussichtslosen „Endkampf“, den fanatische Soldaten und oft Hitlerjungen führten. Zum Beispiel in Köln und in Nürnberg wurde dabei noch viel weitere Bausubstanz zerstört – und Leben von Einwohnern, die das Bombardement aus der Luft überstanden hatten.