(Lesezeit drei Minuten) Ich habe heute – vier Tage nach meiner Rückkehr vom Hotspot Rom – meine Suche nach einer Covid-Teststelle im Hotspot Berlin fortgesetzt. Ohne Ergebnis; und nun gebe ich es auf. In Berlin zumindest lassen sich die Maßgaben der Regierung nicht auf zumutbare Weise einhalten.
Noch vor zehn Tagen hatte ich im Hauptbahnhof ein Hinweisschild auf so eine Stelle der Bundeswehr gesehen; wenn ich dies Schild auch heute früh nicht mehr fand, ging ich doch etwa dorthin, wo die Sanitäter damals gewesen sein müssen. Dort liefen zufällig drei Polizisten rum und meinten, die Bundeswehr sei vor einigen Tagen abgezogen worden. Die nächste Teststelle gebe es aber in der Charité. Da sollte ich mich einfach beim Pförtner melden. Ob dieser Vorschlag ernst gemeint war, konnte ich unter den Masken der Gesichter nicht erkennen. Die Charité hat etwa so viele Pförtner wie sie in Berlin Häuser und Eingänge hat – in mehreren Stadtteilen.
Also begab ich mich nach Hause und ans Internet. Offiziell soll ich 14 Tage in Quarantäne sein, wovon freilich vier schon abgelaufen sind. Noch vor Abreise hatte ich im Netz gelesen, dass man diese Frist abkürzen könne, indem man sich am 5.Tage negativ testen lasse. Nun fand ich diesen Text nicht mehr; vielmehr den Hinweis, man sollte sich nur testen lassen, wenn man medizinische Hinweise auf eine Covid-Erkrankung habe. Im Weiteren hinterlässt der rührende Senat eine Telefonnummer im Internet, bei der die Beantworter-Dame gleich verkündet; alle Telefone seien gerade besetzt. Man müsse sich gedulden und am besten nur im Notfall anrufen: Die wichtigsten Fragen ergäben sich allemal durch die Lektüre auf berlin.de/corona.
Demzufolge hat für Berlin-Mitte die Charité im Wedding in der Müllerstraße eine Testeinrichtung, las ich. Nach einigem vergeblichen Telefonklingeln bei Müller legte ich auf und unterbrach meine Quarantäne für heute ein zweites Mal – nach Bahnhof und Einkaufen bei Penny – nun für einen Besuch im Café, um mir dort in aller Masken-Abstands-Vorsicht und in Pappe einen Cappuccino zu kaufen. – Ich bin nach wie vor der Meinung, dass ein Staat und eine Stadt nur etwas anordnen sollten, wenn sie auch dessen Umsetzung einhalten. Du hast erzählt, es sei bei Dir in Düsseldorf keineswegs schwierig, sich auf Covid testen zu lassen. Aus Hamburg höre ich Ähnliches. Es geht also auch anders!
Es macht Sinn, solche Einrichtungen an Flughäfen und Bahnhöfen einzurichten, wo Reisende eintreffen. Aber die Hauptstadt Berlin ist offenbar überfordert. Als ich am Freitag im BER landete – was für ein Rennen durch lange gestaltlose Gänge zu den Gepäckbänden – war die dortige private Teststelle seit 2 Stunden geschlossen, obwohl mein Easyjetflieger aus Rom gewiss kein ungeplanter Überfall war. Und nun wurde auch am Hauptbahnhof die Teststelle abgezogen. Eigentlich wollen sie, glaube ich, gar keinen mehr testen; es sei denn derjenige oder diejenige hustet, hat Halsschmerzen und kann mit seinen/ihren Geschmacksnerven nicht mehr zwischen Vanilleeis und Knoblauch unterscheiden. Dann sollte man nicht mehr testen, sondern behandeln. Ich gebe jetzt wohl auf – auch meine Quarantäne.
Biontech aus Mainz und Pfizer legten erste Ergebnisse aus ihrer Phase-III-Studie vor. Diese seien so vielversprechend, dass kommende Woche die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragt werde. Parallel dazu müsse der Impfstoff aber auch noch in Europa zugelassen werden. Das Mainzer Pharma-Unternehmen bietet mit seiner „Lightspeed“-Impfung einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19. Seit Ende Juli hatten in verschiedenen Ländern mehr als 43.500 Menschen an Testversuchen teilgenommen. Sie hatten mindestens eine der beiden Impfungen bekommen, die im Abstand von drei Wochen gereicht werden. Der Impfschutz wird nach Angaben der Hersteller eine Woche nach der zweiten Injektion verabreicht. Neun von zehn Personen genasen. Parallel gab Frau Merkel bekannt, dass man zunächst die Ärzte und Pfleger/Innen sowie die besonders Gefährdeten impfen werde. Die Bundesländer würden insgesamt gut 60 Impfstellen einrichten. Das Impfen sei selbstverständlich freiwillig. Das ist doch mal eine gute Nachricht. (jöb.)