(Lesezeit 1 Min) Christof Thoenes hat sich nie in den Vordergrund gespielt. Dabei hatte er einen trockenen Humor und war ein wunderbarer Gesprächspartner. Small talk aber war seine Sache nicht. In der Regel kreiste das Gespräch um seine Themen, und dabei konnte es um die Großen gehen wie Michelangelo oder Raffael, um römische Plätze genauso wie um die Architekturzeichnungen der Renaissance. Das Grabmal von Papst Paul III. konnte ihn so fesseln wie das italienische Tagebuch des Grafen Paul Yorck von Wartenburg. Besonders wichtig waren sein Opus incertum, in dem er 2005 seine italienischen Studien aus drei Jahrzehnten zusammenfasste, und sein großes Werk über den Petersdom und seine Baugeschichte von der Antike bis heute von 2015. Italien war letztlich seine Heimat, Rom bestimmte seinen Herzschlag, und stets ging es ihm um die Kunstobjekte selber und weniger um ihre Reflexionsgeschichte. Damit war er ein konservativer Wissenschaftler, aber seine Schreibkunst stellte viele modernere Kollegen in den Schatten. Er fand nämlich an den alten Objekten immer wieder etwas Neues und konnte seine Erkenntnisse kurzweilig und zugleich elegant vermitteln. Christof Thoenes arbeitete unermüdlich und löste sich auch nach der Pensionierung nicht von seinem Schreibtisch in der Bibliotheca Hertziana, dem Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte Geschichte in Rom. Bis vor 14 Tagen schrieb er. Dann kam der am 4. Dezember 1928 in Dresden geborene Wissenschaftler wegen Herzbeschwerden in ein römisches Krankenhaus, wo er am Sonntagvormittag starb. Thoenes hinterlässt nicht nur zwei Söhne und deren Kinder sondern auch seine Frau Ute. (jöb.)