Frau Stefania ist unsere Lieblingsbettlerin in Rom. Sie kommt aus Rumänien. Sie sei Mitte 50, sagt sie, obwohl sie älter aussieht. Frau Stefania sitzt immer am selben Platz schräg gegenüber vom Luxus-Ankleidegeschäft Cenci vor einem der zahlreichen Gebäude, die zum Abgeordnetenhaus gehören. Da irgendwo versteckt sie auch ihren Hocker, um darauf geduldig zu kauern. Zwischen Cenci und Parlament – das sollten Plätze sein, wo man “gut verdient”, hatte sie vermutet.
Frau Stefania fasst ihr Betteln wie einen Beruf auf: “Betteln ist meine Arbeit”, sagt sie. Tatsächlich “verdient” sie aber wenig: “Rom ist mittlerweile überfüllt von Bettlern, die dem Ruf schaden. Denn sie bedrängen die Leute und machen sie ungnädig.” Frau Stefania ist das Gegenteil. Sie kauert nur auf ihrem Hocker, lächelt sanft und gewinnt mit ihren müden aber doch noch wenig strahlenden Augen. Längst hat sie – wie uns – auch andere treue Geber.
“Aber das reicht leider nicht mehr; denn die Römer sind ärmer geworden. Und die Touristen, diese viele Touristen……”, sie macht eine müde Handbewegung: “Die geben fast nie etwas”. Das seien nur noch chinesische und russische Gruppen. Frau Stefania muss einen schwerkranken Sohn unterstützen. Sie braucht viel Geld. Und so hat sie sich nun auch noch einen job genommen. “Was bleibt mir anderes übrig?”
Frau Stefania putzt bei einer Frau für drei Euro die Stunde. Drei Euro? “Was soll ich machen? Geh doch, wenn Du nicht willst”, habe diese Frau ihr gedroht. Frau Stefania bleibt und putzt für 12 Euro vier Stunden lang einmal in der Woche. Sie wird ausgebeutet, und ihr kommt das Betteln nun wie freie Zeit vor. jöb.