Kieckebusch: “Vermisst! Ein zu grausames Wort”

POTSDAM, 26.5. 1945 Heute Nacht um ½ 12 eilten meine Gedanken in Hubertus’
Sterbestunde an sein fernes Grab, und ich dachte an den deutschen
oder russischen Soldaten, den ich gestern bergen half. Auch auf ihn
wartet eine Mutter, vielleicht auch seine Frau, und sie werden niemals
erfahren, wo er geblieben ist. Vermisst! Ein zu grausames Wort!
Gott gebe, dass wir bald unseren geliebten letzten Jungen wieder in die
Arme schließen dürfen.
Unter den Bekanntmachungen am schwarzen Brett des Polizeireviers
I steht heute, dass Hitler, Himmler und Goebbels mit seiner
Familie nicht den Tod fürs Vaterland gestorben wären, sondern sich
vergiftet hätten!

aus: Werner v Kieckebusch, “Ich traue dem Frieden nicht” Leben zwischen den Diktaturen – Tagebücher 1945-1946