(Lesezeit 2 Minuten) Wahrscheinlich ist es schnell vergessen, wenn sich nur an einem Tag für ein paar Stunden Männer verschiedener Konfessionen als Juden geben und dafür die Kipa auf den Kopf setzen, mit der Respekt gegenüber Gott bezeugt werden soll. Dennoch tat es gut, dass dies in Berlin nun viele hundert bei einer Demonstration in der Fasanenstraße taten und in anderen deutschen Städten auch. Letztlich haben sich übrigens die Christen nur über ihre Tradition und vielleicht auch aus Judengegnerschaft von dieser Kipa verabschiedet. Bei den Bischöfen und dem Papst ist sie als Pileolus erhalten geblieben. Dabei stände sie grundsätzlich allen Christen gut an.
So aber ist sie über die Jahrhunderte zu einem Erkennungszeichen der Juden geworden; und wer sich einmal in Israel aufgehalten hat, weiß, dass die Form und Farbe der Kipa auch noch erklärt, ob der Mann darunter ein national-orthodoxer, ein orthodoxer oder das Mitglied einer konservativen jüdischen Gemeinde ist. Die Kipa wird dort also nicht nur als religiöses Glaubenssymbol sondern auch als religionspolitisches Erkennungszeichen getragen.
In Deutschland weiß man davon wenig. Anders als etwa in Antwerpen oder in New York sieht man selbst im großen internationalen Berlin gemeinhin nur selten Kipa-Träger. Nicht erst seit dem jüngsten Anschlag auf einen christlichen Palästinenser aus Israel, der sich quasi als Mutprobe eine Kipa auf den Kopf gesetzt hatte, und dafür von einem syrischen Jugendlichen mit einem Gürtel gepeitscht wurde, scheuen sich Juden, ihr Bekenntnis offen zu tragen. Sie verstecken die Kipa unter einer Baseballmütze oder legen sie erst daheim zum Essen oder in der Synagoge aufs Haupt. Das ist seit langem traurige Realität in Deutschland.
Denn wer in Deutschland als Jude erkannt wird, muss zumindest in gewissen Stadtteilen von Berlin aus Feindschaft mit Protesten rechnen oder in kleinen Städten aus Unkenntnis mit scheelen Blicken. Während Christen das Kreuz als Kettchen um den Hals tragen, während die Muslima ohne Probleme mit dem Kopftuch oder einem Tschador durch die Stadt gehen kann, hat der Jude mit seiner Kipa Probleme. Das sagt viel aus; scheint doch der Islam mehr zu Deutschland zu gehören als das Judentum in diesem vermeintlich christlich-jüdisch geprägten Land.
Um dem entgegenzuwirken, hilft eigentlich nur eins: Christliche Männer sollten täglich Kipa tragen! In jedem Falle aus Respekt vor dem jüdischen Nachbarn oder vor Gott. jöb.